Save The Cat Writes A Novel: Teil 1
Wenn du schon einmal versucht hast, einen Roman zu schreiben, weißt du, wie herausfordernd es sein kann, eine packende Geschichte mit einem klaren, fesselnden Plot zu entwickeln. Glücklicherweise gibt es Methoden, die dir dabei helfen können, eine starke narrative Struktur aufzubauen. Eine der bekanntesten und effektivsten Methoden ist „Save the Cat! Writes a Novel“, entwickelt von Jessica Brody, die sich wiederum auf die ursprüngliche „Save the Cat!“-Methode von Blake Snyder stützt. In diesem Blogbeitrag führe ich dich durch die 15 Beats dieser Methode und zeige dir, wie du sie auf deinen eigenen Roman anwenden kannst.
Das Save The Cat! Beat Sheet
Die „Save the Cat!“-Methode ist ein universelles Plotting-Tool, das ursprünglich für Drehbücher entwickelt wurde, sich aber auch hervorragend auf Romane anwenden lässt. Sie teilt die Geschichte in 15 sogenannte „Beats“ ein – entscheidende Momente, die das Gerüst deiner Geschichte bilden. Diese Beats sorgen dafür, dass deine Geschichte eine klare Struktur hat, emotional mitreißend ist und die Leser von Anfang bis Ende fesselt. Der Schlüssel zur „Save the Cat!“-Methode liegt darin, dass sie sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Autoren leicht verständlich und umsetzbar ist. Die Prozente zeigen dabei an, wie viel Platz der jeweilige Beat einnehmen kann.
Beat #1: Opening Image (0-1%)
Dein Roman beginnt mit einem „Eröffnungsbild“, das dem Leser einen ersten Eindruck von deiner Hauptfigur und ihrer Welt vermittelt. Es ist ein visueller Schnappschuss, der zeigt, wer dein Held ist und wie sein Leben vor der großen Veränderung aussieht. Zum Beispiel könnte dein Held in einem monotonen Bürojob feststecken oder deine Heldin lebt in einer ländlichen Stadt und träumt von Abenteuern, hatte aber nie den Mut, etwas zu ändern.
Beat #2: Theme Stated (5%)
Hier wird das Thema des Romans angedeutet, oft durch einen anderen Charakter, der dem Helden einen Hinweis darauf gibt, was er im Verlauf der Geschichte lernen oder entdecken muss. Dies wird auch als „Lebenslektion“ bezeichnet. Ein Nebencharakter, wie ein weiser älterer Nachbar oder ein Kollege, gibt dem Helden beispielsweise einen Rat, der das zentrale Thema des Romans andeutet, wie „Man muss das Unbekannte wagen, um sich selbst zu finden“ oder „Nur durch Liebe kann man wirklich frei sein.“.
Beat #3: Setup (1% – 10%)
In diesen Szenen wird das Alltagsleben des Helden und seine Unzulänglichkeiten gezeigt. Der Leser erfährt, wie das Leben des Helden vor seiner epischen Verwandlung aussieht, welche Charaktere ihn umgeben und was sein Hauptziel ist. Vor allem aber wird hier der Widerwillen des Helden deutlich, sich zu ändern. Hier könntest du Szenen schreiben, die das aktuelle Leben des Helden zeigen, wie er morgens durch die immer gleiche Stadt zur Arbeit geht, während er dem Alltagstrott nachhängt. Aber wichtig ist, dass du schon hier in jeder Szene Konflikte einbaust, die im nächsten Beat resultieren.
Beat #4: Catalyst (10%)
Ein einschneidendes Ereignis tritt ein und katapultiert den Helden in eine neue Welt oder Denkweise. Dieser „Katalysator“ sorgt dafür, dass der Held nicht zu seinem alten Leben zurückkehren kann. Wie wäre es, wenn der Held eine Kündigung erhält, die Heldin ein überraschendes Jobangebot in einer fremden Stadt bekommt, oder der Held von einer wichtigen Erbschaft erfährt, die ihn zwingt, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Beat #5: Debate (10% bis 20%)
Nach dem Katalysator zögert der Held und hinterfragt seine nächsten Schritte. In dieser Sequenz wird die innere Debatte des Helden gezeigt, ob er den Weg der Veränderung einschlagen soll oder nicht. Zum Beispiel fragt der Held sich, ob er das Angebot annehmen soll oder nicht, die Heldin überlegt, ob sie ihr vertrautes Umfeld verlassen soll, oder der Held zögert, ob er die Verantwortung für das Erbe übernehmen soll.
Beat #6: Break Into 2 (20%)
Der Held trifft eine Entscheidung und begibt sich in eine neue Welt oder Denkweise, verlässt seine Komfortzone und nimmt die Herausforderung an. Dies markiert den Übergang von Akt 1 zu Akt 2, wo das Abenteuer wirklich beginnt. Lass deinen Held also seine Koffer packen und in eine neue Stadt ziehen, die Heldin den Vertrag für ihren neuen Job unterschreiben, oder der Held sich entscheiden, die Wahrheit über seine Familie herauszufinden und in die Heimat seiner Vorfahren reisen.
Beat #7: B Story (22%)
Hier wird eine Nebenhandlung eingeführt, die oft in Form eines neuen Charakters auftritt, der dem Helden hilft, das Thema oder die Lebenslektion zu verstehen. Dies könnte ein neuer Mentor sein, zum Beispiel ein älterer Kollege am neuen Arbeitsplatz, ein Love-Interest, das den Helden in der neuen Stadt fasziniert, oder ein Freund, der die Heldin in ihrer neuen Rolle unterstützt und ermutigt.
Beat #8: Fun and Games (20% bis 50%)
In dieser langen Sequenz sieht der Leser, wie sich der Held in der neuen Welt des zweiten Akts zurechtfindet – mit allen Höhen und Tiefen. Dies ist die „Versprechung des Konzepts“, also der Teil des Romans, der den Leser besonders begeistert und oft in Klappentexten angeteasert wird. Der Held entdeckt die Herausforderungen und Freuden seines neuen Lebens, die Heldin hat erste Erfolge in ihrem neuen Job, oder der Held erfährt aufregende neue Dinge über seine Herkunft, die ihn mehr und mehr faszinieren.
Beat #9: Midpoint (50%)
In der Mitte des Romans erreicht die Handlung einen Wendepunkt. Der Held hat entweder einen scheinbaren Sieg errungen oder eine scheinbare Niederlage erlitten, doch die Einsätze werden erhöht, was den Helden weiter vorantreibt. Der Held erreicht einen großen Erfolg bei der Arbeit, der ihn aber unzufrieden lässt, die Heldin verliert eine wichtige Präsentation und zweifelt an sich selbst, oder der Held entdeckt ein dunkles Geheimnis über seine Familie, das ihn schockiert.
Beat #10: Bad Guys Close In (50% bis 75%)
Nach dem Wendepunkt verschlechtert sich die Situation für den Helden, oder sie scheint sich zu verbessern, wobei die tief sitzenden Mängel bzw. die falschen Glaubenssätze des Helden ihm zunehmend zu schaffen machen. Hier könnte sich der Held zunehmenden Schwierigkeiten bei der Arbeit gegenüber sehen, die Heldin gegen Intrigen im Büro kämpfen, oder der Held von den Schatten seiner Vergangenheit eingeholt werden, die ihn bedrängen.
Beat #11: All Is Lost (75%)
Der Tiefpunkt des Romans: Der Held erreicht den absoluten Tiefpunkt, und etwas in ihm oder seiner Welt „stirbt“, was den Weg für seine Transformation ebnet. Der Held verliert seinen Job, die Heldin wird öffentlich gedemütigt, oder der Held wird von einem Familienmitglied verraten, das ihn am meisten verletzt.
Beat #12: Dark Night of the Soul (75% bis 80%)
Der Held reflektiert über alles, was bisher geschehen ist, und scheint am Ende seiner Kräfte zu sein. Doch diese dunkle Nacht führt zur Erkenntnis, die den Helden schließlich zur Lösung seiner Probleme führt. Zum Beispiel sitzt der Held allein und überdenkt seine Entscheidungen, die Heldin zieht sich in ihr Elternhaus zurück, um Trost zu finden, oder der Held durchlebt eine Phase intensiver Selbstzweifel und Verzweiflung.
Beat #13: The Break Into 3 (80%)
Der „Aha-Moment“: Der Held erkennt, was er tun muss, um seine Probleme zu lösen und sich selbst zu verändern. Die Charakterentwicklung ist fast abgeschlossen. Der Held hat eine entscheidende Erkenntnis und plant einen letzten Versuch, die Dinge zu ändern, die Heldin entwickelt eine neue Strategie, um ihre Ziele zu erreichen, oder der Held beschließt, seine Familie zu konfrontieren und sich den wahren Problemen zu stellen.
Beat #14: The Finale (80% bis 99%)
Im Finale beweist der Held, dass er die Lebenslektion gelernt hat. Die Bösewichte werden besiegt, die Welt wird gerettet, und alles fällt an seinen Platz. Der Held konfrontiert seinen ehemaligen Chef und beweist seinen Wert, die Heldin überzeugt das Management von ihrer Idee und wird befördert, oder der Held deckt die Wahrheit über seine Familie auf und befreit sich von den Lasten der Vergangenheit.
Beat #15: Final Image (99% bis 100%)
Ein Spiegelbild des Eröffnungsbildes: Der Held hat sich durch die Reise verändert, und das Abschlussbild zeigt, wie sehr er gewachsen ist. Zum Beispiel sitzt der Held in einem neuen, erfüllenden Job, die Heldin sieht sich in einer Position, von der sie immer geträumt hat, oder der Held steht an der Schwelle zu einem neuen Leben, frei von den Geistern der Vergangenheit.
Fazit
Die „Save the Cat!“-Methode ist ein hilfreiches Werkzeug, um deine Geschichte klar zu strukturieren und deine Leser emotional zu fesseln. Dabei ist es besonders nützlich, wenn du schon eine grobe Struktur für deine Geschichte hast, wie zum Beispiel das 7-Punkte-System, das mir immer geholfen hat, einen ersten Rahmen für meine Geschichten zu schaffen. Mit dieser Grundlage wird es einfacher, das Beat Sheet auszufüllen und die einzelnen Stationen deiner Geschichte präziser zu definieren.
Wie bei jeder anderen Methode auch, musst du dich jedoch nicht strickt an das Gerüst halten. Es gibt Raum für Flexibilität und Anpassung, je nachdem, was für deine Geschichte am besten funktioniert. Ich persönlich mag es zum Beispiel nicht, die Akte strikt in 1, 2a, 2b und 3 zu unterteilen, wie es das klassische Modell vorgibt. Stattdessen benenne ich sie meistens einfach als Akt 1 bis 4, was mir mehr Freiheit in der Strukturierung gibt.
Bei meinem neuesten Projekt habe ich mich nur sehr lose an dieser Struktur orientiert und das Beat Sheet eher als Leitfaden verwendet, um sicherzustellen, dass meine Geschichte die emotionalen und narrativen Höhepunkte erreicht, die für den Leser wichtig sind.
Im zweiten Teil dieses Blogs werde ich dir anhand konkreter Beispiele zeigen, wie diese Beats in bekannten Romanen umgesetzt wurden und wie du sie auf deine eigenen Projekte anwenden kannst. Bleib dran!
Plottstrukturen sind gut, aber nicht immer leicht in der Anwendung. Anhand von “Belladonna” und “Save me” zeige ich, wie du deine Geschichte strukturieren kannst.